Von
Hartmut Kleineidam zu Google.
Die
Suche nach Textkohärenz
und die
falsche Logik des
tertium
non datur am
Beispiel pronominaler Referenzen
Rainer
Rauch (Duisburg-Essen)
Abstract
Computer gibt es seit ca. 75 Jahren, und von Anfang an stellte sich die Frage, ob diese Maschinen so intelligent wie Menschen werden können. Diese Diskussion ist bis heute nicht beendet, wie jeder in entsprechenden Foren (z.B. LinkedIn) feststellen kann. Unabdingbare Voraussetzung für Intelligenz ist die Beherrschung menschlicher Sprache. Hartmut Kleineidam hielt eine solche Beherrschung mit Blick auf Computer immer für unmöglich, und sein Hauptargument war, dass die Auflösung referenzieller Pronomen (z.B. er, sie, es) von Maschinen nicht umgesetzt werden kann. Der vorliegende, aus dem Jahre 1981 stammende und in Saarbrücken im Sonderforschungsbereich 100 entstandene Text zeigt, dass mit Mitteln der fuzzy logic eine relativ einfache Lösung darstellbar ist.
1 Einleitende Bemerkungen
Schon
im Jahre 1950 hat sich Alan Turing mit der Frage beschäftigt, ob
Computer eines Tages so gut sprechen können, dass man sie mit einem
Menschen verwechseln könnte, wenn man mit ihnen plaudert. Das
Computerprogramm Eliza - im Jahre 1966 von Joseph Weizenbaum
vorgestellt - hat als erstes Programm diesen Test bestanden, den man
nach seinem Schöpfer Turing Test nannte. Dieser Erfolg
führte aber nicht zu einem Umdenken, man verschärfte vielmehr
einfach die Kriterien: Es musste nun eine vollautomatische
Übersetzung möglich sein. Weiterhin gängige Ansicht war und ist
immer noch, dass Sprache außerhalb des Fähigkeitsbereichs eines
Computers liegt. Eine Äußerung wie: „Das ist eine
Google-Übersetzung“ war und ist immer noch abwertend gemeint, aber
meistens sind solche Übersetzungen recht verständlich und
fehlerfrei.
Ich
war nie dieser Ansicht und habe in enger Zusammenarbeit mit dem
Sonderforschungsbereich 100 in Saarbrücken nach Lösungen
für die oben genannten Probleme gesucht: Mehrdeutigkeit von Pronomen
und Textkohärenz im Allgemeinen.
Zu
beiden Themen hat Hartmut Kleineidam in Zusammenarbeit mit Bodo Hesse
Mitte der 1970er Jahre zwei wichtige Texte verfasst, sowohl zur
„Mehrdeutigkeit von Pronomen“ als auch zur „Textkohärenz“,
und zwar in der erklärten Absicht, Computern die Fähigkeit zur
Übersetzung abzusprechen, und tatsächlich ist die Lösung dieser
beiden Probleme eine unabdingbare Voraussetzung für die
automatische Übersetzung. Inzwischen nutzen weltweit Millionen
von Menschen die automatischen Übersetzungen von Google, Bing oder
Babylon. Deshalb der Titel dieses Beitrags: „Von Hartmut Kleineidam
zu Google, die Suche nach Textkohärenz die falsche Logik des
'Tertium non datur' am Beispiel pronominaler Referenzen“. Der
vorliegende Text ist eine leicht überarbeitete Version eines
Artikels von 1981, für den wir uns entschieden haben, weil Professor
Kleineidam in den 1970er Jahren maßgeblich an dem Ringen um
wissenschaftliche Erkenntnisse teilgenommen hat. Professor Kleineidam
war eher pessimistisch und kritisch, aber ohne seine Gegenbeispiele
und Begründungen, hätten wir wahrscheinlich keine Lösung gefunden.
2 Annahmen und Beschränkungen
Eines
der größten Hindernisse bei der automatischen Übersetzung stellt
bis heute die Auflösung pronominaler Referenzen dar. Im Folgenden
soll versucht werden, eine praktikable Lösung zur Auffindung
von Referenzobjekten zu skizzieren.
Diese
Lösung beinhaltet einige Grundannahmen über die Verwendung von
Pronomen und einige Beschränkungen hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit.
Annahme
1:
Man
kann Texte finden oder konstruieren, in denen eine vorhandene
pronominale Referenz auch vom menschlichen Sprecher nicht eindeutig
aufgelöst werden kann.
Beispiel
1:
Peter
traf Franz, als er gerade aus dem Rathaus kam.
Annahme
2:
Der
menschliche Sprecher verfügt über Strategien, auch in solchen
Fällen die Mehrdeutigkeit aufzulösen, selbst wenn er dabei einen
möglichen falschen Bezug in Kauf nimmt.
Beispiel 2:
Peter
traf Maria, als er/sie gerade aus dem Rathaus kam.
Die
Annahmen 1 und 2 erscheinen trivial; sie sind letztlich die Ursache
für die Problematik.
Annahme
3:
Die
Strategie des menschlichen Sprechers ist im Modell nachbildbar, d.h.
es gibt Algorithmen zur Auflösung pronominaler Referenz, die den
Fähigkeiten des menschlichen Sprechers entsprechen.
Annahme
3 ist eine notwendige Bedingung zur Formulierung einer Lösung. Die
Ablehnung von Annahme 3 hätte zur Folge, daß es keine Lösung der
Problematik gäbe.
Annahme
4:
Für
die automatische Übersetzung ist in vielen Fällen gar keine
Auflösung der pronominalen Referenz notwendig, weil die Mehr- oder
Vieldeutigkeit in Quell- und Zielsprache gleichermaßen existiert.
Beispiel 3:
Pierre a rencontré François au
moment où il a quitté la mairie.
Das geht dich nichts an. - Ça ne te
regarde pas.
Vor
allem die sehr schwierig aufzulösende Referenz zu Sachverhalten muß
meistens nicht aufgelöst werden.
In den dem Autor bekannten Sprachen werden Sachverhalte gleichartig
aufgelöst, d.h. die Wahl eines Pronomens ist nicht durch den
sprachlichen Referenzengegenstand bestimmt, sondern nur durch die
syntaktischen Eigenschaften der Pronomen.
Beispiel 41:
C'est
possible.
|
Das ist
möglich.
|
(Subjekt
ce
vor être)
|
Ce n'est
pas possible.
|
Das ist
unmöglich.
|
(Subjekt
ce
vor être)
|
Ça
marche.
|
Das
klappt.
|
(ça
- Subjekt bei allen anderen Verben)
|
Je le
sais.
|
Ich weiß
das.
|
(le
– COD2
bei allen Verben)
|
Die
Annahme 4 führt zu einer starken Beschränkung der Problematik, weil
sie es erlaubt, eine Übersetzung ohne eine eindeutige
Identifizierung des Referenzobjektes durchzuführen. In der
Vergleichstabelle französischer und deutscher Pronomen (Anhang I)
wird die mögliche Vereinfachung verdeutlicht.
Die
Suche des Referenzobjektes entfällt zum Beispiel im Falle der
Possessiv- und Relativpronomen, wenn man ins Französische übersetzt.
Bei der Übersetzung vom Französischen ins Deutsche ist die Suche
eines Referenzobjektes zum Beispiel in den folgenden Fällen
überflüssig:
Personalpronomen : eux,
ils, elles, leur und les
Demonstrativpronomen :
ceux-là und celles-là
Annahme 5 - In dieser Annahme verbirgt sich die Fuzzy Logic:
Annahme 5 - In dieser Annahme verbirgt sich die Fuzzy Logic:
Damit
überhaupt Kommunikation ermöglicht wird, muss ein Sprecher bei der
Verwendung referentieller Pronomen darauf achten, daß der Hörer das
Referenzobjekt identifizieren kann. Die Distanz zwischen Pronomen und
Referenzobjekt ist deshalb abhängig von der Textsorte, der
Vieldeutigkeit des verwendeten Pronomens und der kommunikativen
Wichtigkeit des Referenzobjektes. Diese Distanz kann empirisch
ermittelt werden und liefert ein sinnvolles Abbruchkriterium zum
Wechseln der Auflösungsstrategie.
Annahme
5 scheint der Schlüssel zur Strategie des menschlichen Sprechers /
Hörers zu sein. Sie klingt plausibel (umfangreiche empirische
Untersuchungen fehlen noch), und sie ermöglicht eine Bewertung der
Referenzobjekte außerhalb der klassischen syntaktisch-semantischen
Bewertungskategorien. So kann - ganz im Sinne der Präferenzgrammatik
von Yorick Wilks (1977, 1978) - ein weniger passendes Referenzobjekt
einem passenderen vorgezogen werden, weil es günstiger, d.h. näher
zum Pronomen liegt.
3
Distanz zwischen Pronomen und Referenzobjekt
Die
folgende grafische Darstellung verdeutlicht die Zusammenhänge, die
aus Annahme 5 ableitbar sind. Es handelt sich nicht um eine
ernsthafte empirische Untersuchung - dafür ist das Material nicht
umfangreich genug -, aber man kann ihr doch wertvolle Hinweise und
Untersuchungsziele entnehmen.
Die
durchschnittliche Distanz von 1.26 zeigt, dass der Erzähler dem
Leser keine großen Abstände zumutet. Diese sehr niedrige Zahl
verdeutlicht unser Interesse an Abstandsmessungen. Um das Ergebnis
nicht nach unten zu manipulieren, ist darauf verzichtet worden,
Relativpronomen, deren durchschnittlicher Abstand im Französischen
sicherlich gegen 0.01 tendiert, in die Rechnung einzubeziehen.
Auf
der x-Achse sind die 82 Pronomen des Textes eingetragen, auf der
Y-Achse der Abstand des Pronomens zu dem zugehörigen Referenzobjekt:
Einen
wirklich großen Abstand mutet der Erzähler dem Leser lediglich
zweimal zu (Abstand von 9 bzw. 10). Es handelt sich In beiden Fällen
um das Pronomen y
mit einer Ortsangabe als Referenzobjekt, deren Auflösung sehr
einfach ist, weil jeweils die letztgenannte Ortsangabe gemeint ist3.
4
Algorithmus zur Auflösung pronominaler Referenzen
In
dem von uns vorgeschlagenen Algorithmus (Anhang II) zur Auflösung
pronominaler Referenzen ist zunächst nur Annahme 5 in
genereller Weise eingearbeitet, d.h. Annahme 4 wird lediglich in
ihrem möglicherweise nicht sprachgebundenen Anteil, der Auflösung
von Sachverhalten, verwendet. Eine Integrierung von Annahme 4 könnte
schon nach der Identifizierung des Pronomens, wenn diesem
Pronomen genau ein Pronomen der Zielsprache entspricht, zur
Übersetzung führen. Notwendigerweise ist eine solche Prüfung an
die beteiligten Sprachen gebunden, sie könnte aber zu
erheblicher Zeitersparnis führen und möglicherweise in einigen
wenigen Fällen auch eine Übersetzung ermöglichen, wenn der
Algorithmus Keine
Übersetzung möglich!!
meldet.
Die
im Algorithmus vorgesehene Präferenzüberprüfung ist im Sinne der
oben genannten Präferenzgrammatik von Yorick Wilks (1977, 1978)
gemeint, d.h. der passenderen Nominalgruppe wird der Vorzug gegeben.
Der Abstand wird hier lediglich als Abbruchkriterium verwendet, d.h.
unabhängig vom tatsächlichen Abstand wird die Nominalgruppe mit der
größeren semantischen Übereinstimmung bevorzugt, wenn sie nur
innerhalb des definierten Maximalabstands liegt. Mit Hilfe
umfangreicher Untersuchungen könnte man das in Annahme 5
formulierte Ziel der Einbettung des Abstands in die
Präferenzüberlegungen erreichen. Dieser Algorithmus verzichtet noch
hierauf; er setzt immerhin die Kenntnis eines textsorten- und
pronomenspezifischen Maximalabstands voraus - Zahlen, die bisher
niemand kennt und deren Kenntnis die automatische Übersetzung einen
großen Schritt weiterbringen würde.
Der
Algorithmus bricht derzeit erfolglos ab, wenn er keine syntaktisch
korrekte Nominalgruppe innerhalb des definierten Abstands findet,
d.h. er würde im folgenden Fall versagen:
Beispiel
5: Im Garten saß ein kleines Mädchen. Sie
war so niedlich...
Trotz
des Syntaxfehlers versteht jeder Deutsche diese Äußerung spontan
und ohne Nachfrage. Es ist sogar davon auszugehen, dass dieser Fehler
den meisten deutschen Mittersprachlern entgeht bzw. dass viele
Deutsche den Satz so äußern würden. Hieraus folgt, daß unter
bestimmten Bedingungen sogar ein Syntaxfehler bei der automatischen
Analyse vorkommen dürfen muß.
Die
im Anhang III durchgeführte Referenzanalyse eines Textanfangs,
entnommen aus H.G. Wells' Zeitmaschine, zeigt, daß
- es der Pronomen viele gibt, d.h. sie verweist auf die Wichtigkeit der Lösung der Problematik,
- der Algorithmus funktioniert, solange alle Pronomen anaphorisch sind (der Algorithmus sucht nur nach links),
- das Referenzobjekt Teil des Textes ist (eine deiktische Verwendung ist also ausgeschlossen) und
- der Text vollständig ist.
Diese
letzte Einschränkung kann man an dem vorliegenden Text besonders gut
sehen, wenn man den ersten Satz wegläßt.
Anhang I: Vergleichstabelle Pronomen Deutsch - Französisch
Ist-Kasus
der Quelle
|
Such-
|
ohne
|
Soll-Kasus
des Ziels
|
||||||
Nominativ
|
Dativ
|
Akkusativ
|
Genitiv
|
Genus
|
Numerus
|
Kasus
|
Sujet
|
Objet
indirect
|
Objet
direct
|
er
|
ihm
|
ihn
|
mask.
|
Sing.
|
lui
|
il
|
lui
|
le
|
|
sie
|
ihr
|
sie
|
fem.
|
Sing.
|
elle
|
elle
|
lui
|
la
|
|
es
|
ihm
|
es
|
neutr.
|
Sing.
|
|||||
sie
|
ihnen
|
sie
|
/
|
Plur.
|
eux
|
ils
|
leur
|
les
|
|
elles
|
elles
|
leur
|
les
|
||||||
sein
|
seinem
|
seinen
|
mask.
|
Sing.
|
|||||
seine
|
seiner
|
seine
|
mask.
|
Sing.
|
|||||
sein
|
seinem
|
sein
|
mask.
|
Sing.
|
|||||
seine
|
seinen
|
seine
|
mask.
|
Sing.
|
|||||
ihr
|
ihrem
|
ihren
|
fem.
|
Sing.
|
son
|
||||
ihre
|
ihrer
|
ihre
|
fem.
|
Sing.
|
sa
|
||||
ihr
|
ihrem
|
ihr
|
fem.
|
Sing.
|
ses
|
||||
ihre
|
ihren
|
ihre
|
fem.
|
Sing.
|
|||||
sein
|
seinem
|
seinen
|
neutr.
|
Sing.
|
|||||
seine
|
seiner
|
seine
|
neutr.
|
Sing.
|
|||||
sein
|
seinem
|
sein
|
neutr.
|
Sing.
|
|||||
seine
|
seinen
|
seine
|
neutr.
|
Plur.
|
|||||
ihr
|
ihrem
|
ihren
|
/
|
Plur.
|
leur
|
||||
ihre
|
ihren
|
ihre
|
/
|
Plur.
|
leurs
|
||||
dieser
|
diesem
|
diesen
|
mask.
|
Sing.
|
celui-là
|
||||
diese
|
dieser
|
diese
|
fem.
|
Sing.
|
celle-là
|
||||
dieses
|
diesem
|
dieses
|
neutr.
|
Sing.
|
/
|
||||
diese
|
diesen
|
diese
|
/
|
Plur.
|
ceux-là
|
||||
diese
|
diesen
|
diese
|
/
|
Plur.
|
celles-là
|
||||
der
|
dem
|
den
|
mask.
|
Sing.
|
qui
|
à
qui
|
que
|
||
die
|
der
|
die
|
fem.
|
Sing.
|
qui
|
à
qui
|
que
|
||
das
|
dem
|
das
|
neutr.
|
Sing.
|
qui
|
à
qui
|
que
|
||
die
|
denen
|
die
|
/
|
Plur.
|
qui
|
à
qui
|
que
|
||
dessen
|
mask.
|
Sing.
|
|||||||
von
dem
|
mask.
|
Sing.
|
|||||||
deren
|
fem.
|
Sing.
|
dont
|
||||||
von
der
|
fem.
|
Sing.
|
de
qui
|
||||||
deren
|
/
|
Plur.
|
|||||||
von
denen
|
/
|
Plur.
|
|||||||
das
|
(dem)
|
das
|
s.o.
|
/
|
Sing.
|
ça
|
ça/
ce/il
|
dont/y
|
ça/le
|
dar
+ an/in/über etc.
|
/
|
Sing.
|
là-dessus
|
||||||
davon
|
/
|
Sing.
|
en
|
Anhang III: Referenzanalyse "Die Zeitmaschine" (Wells 1974: 7)
Text4
Der
Zeitreisende (denn so will ich ihn der Einfachheit halber
nennen) erläuterte uns eine schwer verständliche Sache. Seine
grauen Augen leuchteten und funkelten, und sein
gewöhnlich blasses Gesicht war gerötet und belebt.
...
(1 Satz)
Unsere
Stühle - seine patentierte Erfindung - umarmten und
verwöhnten uns mehr, als daß sie uns lediglich zum Sitzen
dienten, und es herrschte jene wohltuende
Nachtisch-Atmosphäre, da die Gedanken gelöst und frei von den
Fesseln der Pedanterie fließen. Und während wir so dasaßen und
träge seinen Eifer und seinen schöpferischen
Geist bei der Darstellung dieses neuen Paradoxons (wofür
wir es hielten) bewunderten, erläuterte er es
uns, die wesentlichen Punkte mit einem hageren Zeigefinger
hervorhebend auf die folgende Weise.
(1
Abschnitt wörtliche Rede)
(2
Sätze)
Sie
wissen sicherlich, daß eine mathematische Linie, eine Linie von der
Dicke "null", in Wirklichkeit nicht existiert. Hat man Sie
das gelehrt? Ebensowenig eine mathematische Fläche. Das
sind reine Abstraktionen.
Referenzanalyse
1.
ihn
Die
einzige Nominalgruppe links von ihn ist der Zeitreisende. Die
Syntaxprüfung ist fehlerfrei, Nominalgruppe und Pronomen sind
Maskulin Singular. Die Semantikprüfung führt auch zu keinem Fehler,
denn mit dem Nomen der
Zeitreisende
ist ein menschliches Wesen gemeint, das Subjekt des Verbs
erzählen
sein muß. Das Pronomen ihn
verweist nicht auf einen Sachverhalt. Die Übersetzung führt zu le,
da voyageur
ebenfalls Maskulin Singular ist und das Pronomen funktional direktes
Objekt des Verbs appeler
sein muss.
2.
seine
Augen
Die
Nominalgruppen um Sache
und Einfachheit
sind syntaktisch nicht möglich, weil beide feminin sind, seine
aber für einen maskulinen Besitzer steht. Die einzige Nominalgruppe,
die bleibt, ist der
Zeitreisende.
Der errechnete Maximalabstand kann schon überschritten sein, aber
Pronomenketten,
die auf dieselbe Nominalgruppe verweisen, unterbrechen die Zählung,
d.h. man fängt wieder bei Null an. (Fokusbildung, handelndes
Subjekt, betrachtetes Objekt):
Beispiel:
Peter,
du kennst ihn, er hat … und dann hat er …, seitdem … ist er
wieder….Wollen wir ihn besuchen??
3.
sein
Gesicht
Das
Substantiv Augen
kommt nicht in Frage, weil es Plural ist, das Pronomen sein
aber Singular ist..
Ansonsten
gilt das zu
Punkt 2
Gesagte entsprechend, es bleibt nur die Nominalgruppe der
Zeitreisende.
4.
seine
Erfindung
Gesicht,
Kaminfeuer
und Schein
sind syntaktisch mögliche Nomina, alle anderen nicht, weil sie
entweder Plural oder feminin sind. Die semantische Prüfung des
pronominalen Kontextes zeigt aber, dass das gesuchte Nomen zumindest
animalisch belebt sein muß, denn es ist semantisches Subjekt von
erfinden.
Alle syntaktisch passenden Nomina bezeichnen aber etwas
Unbelebtes. Über die Pronomenkette erhalten wir wieder als einzig
mögliches Referenzobjekt den Zeitreisenden.
5.
sie
dienten
Stühle,
Gläser,
Bläschen,
Lilien
und Augen
sind mögliche Referenzobjekte des Pronomens sie.
Durch die Semantikprüfung können mit großer Sicherheit nur die
Augen
als zum Sitzen dienend ausgeschlossen werden. Eine Präferenzanalyse
würde aber die Stühle
als vorrangig ausweisen, außerdem war Stühle
das nächste Nomen (doppelte Präferenz).
6.
es
herrschte
Aus
den syntakto-semantischen Eigenschaften (Valenzeigenschaften) des
Verbs herrschen
folgt, daß die auf herrschen
folgende Nominalgruppe nicht möglich ist, es sei denn, dass sie
Subjekt von herrschen
ist. Daraus folgt, daß es kein anaphorisches, sondern ein
kataphorisches Pronomen sein muß. Es bezieht sich auf die folgende
Nominalgruppe.
7.
seinen
Eifer und seinen Geist
Die
Nomina Eifer
und Geist
können nur animalisch belebte oder sogar nur menschliche Lebewesen
haben. Die Nomina Gesicht,
Kaminfeuer
und Schein
bezeichnen aber etwas Unbelebtes. Daraus folgt, daß sich das
Pronomen sein...
auf das einzig genannte menschliche Lebewesen beziehen muß, nämlich
den Zeitreisenden.
8.
wir
es hielten
Die
Nomina Paradoxon,
Sitzen,
(Glühlicht),
Kaminfeuer
und Gesicht
sind syntaktisch zulässig und auch semantisch alle möglich. Für
das Nomen Paradoxon
spricht die große Nähe. Das Nomen Glühlicht
ist in unserer Auflistung eingeklammert, weil es eine Nominalgruppe
innerhalb einer Nominalgruppe bildet. Das Prinzip A
über A ist zwar nicht
allgemein gültig, aber es wirkt stark einschränkend.
9.
erläutert
er es uns
Zu
dem Pronomen es
gilt das unter Punkt
8 Gesagte
weiterhin. Das Pronomen er
kann als Referenzobjekt nur ein maskulines singularisches Nomen
haben. Das Nomen Schein,
das syntaktisch möglich wäre, kommt aus semantischen Erwägungen
nicht in Betracht, denn das Subjekt von erläutern
ist mit hoher Präferenz ein menschliches Lebewesen. Der inzwischen
sehr weite Abstand zu Zeitreisender
wird durch die Pronomenkette relativiert.
10.
hat
man Sie das1
gelehrt / das2
sind
Das1
als Objekt bezieht sich auf einen Sachverhalt. Als Subjekt von sein
bezieht sich das2
ebenfalls auf einen Sachverhalt.
Bibliographie
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Herbert (1977). Handbuch
der maschinellen und maschinenunterstützten Sprachübersetzung.
München / New York: Dokumentation Saur.
Bruderer,
Herbert (Hrsg.) (1982). Automatische
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Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
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international sur les systèmes intelligents de question-réponse
et grandes banques dedonnées = International Seminar on Intelligent
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Bonas 21.06 – 30.06.1977, Rocquencourt: Institut de recherche
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und Datenverarbeitung. Akten der 1. Sektion des deutschen
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Rauch, Rainer
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Die Entzeichnung einfacher französischer Texte. Beiträge zur
Algorithmischen Grammatik.
Dudweiler AQ-Verlag.
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(1977). Sprachverstehende Systeme in der künstlichen Intelligenz.
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Eisenberg, Peter (Hrsg) (1977). Semantik
und künstliche Intelligenz,
180-230.
Wilks,
Yorik (1978). Analyzing common sense
knowledge. In: IRIA.
1Vgl.
auch Anhang
I: Vergleichstabelle Pronomen Deutsch – Französisch
2COD:
Complément d'objet direct
3Text:
La légende de Roland, racontée pour les jeunes et annotée par R.
Hähner. Stuttgart 1972
4Die
hier durch Fett- und Kursivdruck hervorgehobenen Elemente
beziehen
sich auf die nachstehende
Referenzanalyse.